Abschlussklasse 10
Oberkirch (stü). Home-Schooling und Wechselunterricht, Maskenpflicht und Abstandsregeln, literweise Desinfektionsmittel und frieren bei ständig offenen Fenstern und Türen – das alles prägte in diesem Jahr den Weg Tausender Jugendlicher auf dem Weg zu ihren Schulabschlüssen. Unter erschwerten Bedingungen haben sie es dennoch geschafft. An der August-Ganther-Schule liegt der Durchschnitt der Mittleren Reife bei der Note 2,6 – laut Schulleiterin Ursula Erdrich entspricht das dem Schnitt der vorhergehenden Schuljahre.
Natürlich gehören zum Schulleben auch immer viele Aktionen und Aktivitäten, die nichts mit Unterricht im Klassenzimmer zu tun haben. All diese Unternehmungen konnten jedoch in den vergangenen Monaten nicht stattfinden, und so stand die Vorbereitung auf die Prüfung für die Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt. „Auf das, was ihr dabei erreicht habt, könnt ihr wirklich stolz sein,“ erklärte Ursula Erdrich bei der Entlassfeier im Bewegungsraum des Mensagebäudes. Neben den Lerninhalten, die den Jugendlichen im Laufe ihrer Schulzeit vermittelt wurden, käme es ganz auch entscheidend auf die Einstellung und Haltung an, die sie ihrem Leben und ihrer Zukunft gegenüber einnehmen würden. „Geht euren Weg mit Energie und Zielstrebigkeit weiter,“ forderte die Schulleiterin die Absolventinnen und Absolventen auf. Ein Blick auf die Liste der Anschlüsse zeigt viel Positives: einige gehen in Berufsausbildungen, wobei das Spektrum von technischen und kaufmännischen Berufen bis zu Schornsteinfeger und Krankenpfleger reicht. Andere besuchen ein Gymnasium, um die Hochschulreife zu erwerben, manche haben sich für das Berufskolleg oder den Bundesfreiwilligendienst entschieden, um sich später für Berufe im Gesundheitsbereich oder auf sozialer Ebene zu bewerben.
„Ihr habt hier das Rüstzeug für eure Zukunft mitbekommen,“ meine Oberbürgermeister Matthias Braun, der dazu aufrief, bei solchen Gelegenheiten wie Entlassfeiern und das Entgegennehmen eines Schulabschlusses innzuhalten, den bisherigen Weg zu reflektieren, sich über das Erreichte zu freuen und mit Stolz zurückzublicken. Auch wenn Corona vieles verändert und alle vor besondere Herausforderungen gestellt habe, hätten die Jugendlichen eine wichtige Erfahrung machen können: es lohnt sich immer, sich anzustrengen und durchzuhalten. „Jeder hat Begabungen und Talente, und diese zu erkennen und umzusetzen ist wichtig für die Zukunft,“ erklärte das Stadtoberhaupt. Eine enorme Arbeit leiste die August-Ganther-Schule mit der Unterstützung, Begleitung und Förderung der Schülerinnen und Schüler in dieser Hinsicht seit vielen Jahren, wofür sie auch über die Grenzen Oberkirchs hinaus einen guten Ruf genieße. „Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, alle voranzubringen und gut auszubilden,“ stellte Braun im Hinblick auf die enge und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Lehrer, Eltern, Bildungspartner sowie andere Wirtschaftsträger, öffentliche Einrichtungen und Gemeinde fest.
„Euch stehen alle Türen offen,“ erinnerte der Oberbürgermeister die Jugendlichen. „Mit eurer Persönlichkeit und euren Fähigkeiten könnt ihr neue Wege gehen, die Gesellschaft wartet auf euch.“ Allerdings, so gab Braun zu Bedenken, gehöre dazu auch Engagement und Einsatzbereitschaft. „Es fällt euch nichts in den Schoß.“
Sehr emotional verabschiedete die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Anke Huber die Absolventinnen und Absolventen, befand sich doch ihr eigener Sohn unter den Geehrten. „Ihr habt auf so vieles verzichtet in diesem Jahr,“ stellte sie fest. „Auf Abschlussfahrten und Ausflüge, das leckere Prüfungsfrühstück und viele andere schöne Aktivitäten.“ Und dennoch: die Klasse wäre zwar für immer der erste „Corona-Abschluss“, aber die Jugendlichen hätten dennoch alles sehr gut gemeistert.
Ihr Sohn Raphael Huber warf als Klassen-und Schulsprecher einen Blick auf die vergangenen Jahre und Monate. „Es ist so viel passiert in der Zeit, doch ich bin sehr froh, an dieser Schule gewesen zu sein,“ erklärte der junge Mann. Nachdem die Schulschließung zu Beginn der Pandemie noch „cool“ gewesen wäre, schwand dieses Gefühl doch recht schnell und machte einer gewissen Leere Platz, die bald als lästig empfunden wurde und es immer schwieriger machte, sich zu motivieren. Mit der großartigen Unterstützung der Lehrer, nicht nur im Präsenz- sondern auch im Fernunterricht, und der hilfreichen Teamarbeit, die auch auf der Lernplattform und über andere digitale Medien funktionierte, sei niemand auf der Strecke geblieben. Die gemeinsame Zeit sei zwar zu kurz gekommen, dennoch habe sich eine wundervolle Klassengemeinschaft entwickelt. „Und jetzt tauchen wir ein in die Erwachsenenwelt,“ erklärte Raphael Huber.
Vorher verabschiedeten sich die Absolventinnen und Absolventen mit einem kleinen aber feinen Programm von der Werkrealschule. Die gesamte Klasse trug das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse vor, in einer Bildershow wurde an die zurückliegenden sechs Schuljahre erinnert und es gab drei Abschiedslieder: eines für den Horror der Corona-Zeit, eines für den Abschied von der Schule und eines für das Fest, mit dem die Jugendlichen ihren Erfolg an diesem Abend feiern wollten.
Absolventinnen und Absolventen
Mittlere Reife August-Ganther-Werkrealschule
Harrison Abalo, Luis Baudendistel, Gökhan Colak, Fabio Durban, Nico Hoferer, Raphael Huber, Sanjin Sadikovic, Jetmir Shala, Steve Weigel, Yosra Al Waheibi, Sina Bitsch, Xenia Bramser, Hanna Eberle, Carolin Kirn, Emily Müllinger, Eileen Tesmer, Leonie Walter, Olga Weber, Julia Weigant, Maria Weigant, Laura Ziegelmeier
Preisträger
Klassenpreise (gestiftet von Erdrich Umformtechnik):
Maria Weigant (Note 1,4)
Julia Weigant (Note 1,5)
Lob:
Raphael Huber (2,2)
Steve Weigel (2,3)
Deutsch (Stadt Oberkirch): Maria Weigant
Mathematik (Volksbank in der Ortenau): Maria Weigant
Englisch (Sparkasse Offenburg/Ortenau): Gökhan Colak
Technik (Ernst Umformtechnik): Raphael Huber
Alltagskultur-Ernährung-Soziales (Schwesterverband/ehem. Hodapp): Maria Weigant, Julia Weigant
Naturwissenschaftliche Fächer (Ruch NOVAPLAST): Maria Weigant
Sport (EDEKA Decker´s Frischecenter): Julia Weigant, Gökhan Colak
Fachpreis des Fördervereines für besonderes Engagement zum Wohle der Schulgemeinschaft: Raphael Huber
Urkunde für die Teilnahme am Wettbewerb „Landespreis der Werkrealschulen“: Maria Weigant, Julia Weigant, Carolin Kirn
Landespreis der Werkrealschulen
Den Landespreis der Werkrealschulen im Bereich „Technik“ erhielt Raphael Huber. Mit diesem Preis werden sehr gute Leistungen und besonderes Engagement in den Fachbereichen „Technik“, „Alltagskultur, Ernährung und Soziales“ sowie „Wirtschaft/Berufs-und Studienorientierung“ gewürdigt. Gerade in diesen Fächern wird an den Werkrealschulen mit starkem Praxisbezug unterrichtet, außerdem werden die Jugendlichen bei ihrer Berufswahl mit viel Engagement unterstützt. Bei der Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger spielt jedoch auch eine Rolle, wie engagiert sich die Schülerinnen und Schüler um ihre berufliche Zukunft bemüht und welche Eigenverantwortlichkeit sie in der beruflichen Orientierung gezeigt haben. Außerdem wird das ehrenamtliche und soziale Engagement belohnt.
Raphael Huber hat sich nicht nur an der Schule als Klassen-und Schülersprecher, Fahrradmentor und Schulsanitäter eingesetzt, sondern auch im privaten Bereich bei den Pfadfindern und Ministranten. „Es macht mir einfach Spaß, mich für andere einzusetzen,“ begründete der Jugendlichen seinen unermüdlichen Einsatz für die Schulgemeinschaft und für andere Vereine und Einrichtungen.